Er hatte drei Kommandozeilen-Terminals geöffnet, zwischen denen er in kurzen Abständen hin und her wechselte. Der Raum war nurmehr schummrig beleuchtet, sein Bildschirm und der schwache Schein einer entfernten Straßenlaterne ließen ihn die Zeichen auf der Tastatur nicht mehr erkennen. In der hereinbrechenden Dämmerung hatte er sich nicht aufraffen können, zum Lichtschalter zu gehen. Jetzt aber war die Nacht bereits angebrochen.
Rhythmisch schoben sich Zeilen mit Zeichenketten und Text nach oben. Die Bewegung wirkte wie ein lautloses Kammertrio aus Terminalfenstern, die gemeinsam musizierten. Lange und kurze Verweilzeiten des stechend leuchtenden Textes, bis sich die nächste Zeile von unten ins Bild drängte, wirkten wie wechselnd lange Noten, die mal in der einen, mal in der anderen Partiturzeile eines Terminals zu spielen waren. Nicht hörbar ergab es doch eine Melodie durch die pulsierende Textlänge der dargestellten Zeilen.
Während das dritte Terminal, einem Basso Continuo gleichend, die längsten Töne spielte, um gleichsam den anderen Stimmen Orientierung zu geben, wetteiferten die beiden übrigen in schnellem Wechsel um die Führungsrolle der Melodie. Hier ein Kompiliervorgang mit unfassbar schnellen und zuweilen sehr langsamen Zeilen- und Textlängenwechseln, deren Inhalt jedoch bislang einen erwartungsgemäßen und daher beruhigenden Verlauf zeigte, dort ein kontinuierliches, ja nahezu stoisches Hinaufrutschen von Zahlenkolonnen, deren Inhalt wiederum auch bei nur schwacher Veränderung für Höchstspannung sorgte.
Die Darbietung wurde nicht unangenehm ergänzt durch das leise Klack der Tabulatortaste, wodurch er von einem Terminalfenster zum nächsten wechselte, und das Säuseln des Lüfters, der den Prozessor kühlte, und der gerade dann, wenn beim Kompiliervorgang die Melodie nahezu zum Stillstand kam, am meisten zu tun hatte und einen schrilleren Ton annahm, der im nächsten Moment auch wieder erstarb.
So sehr Terminal 2 auch Spannung erzeugte, so sehr forderte nun der vergangene Tag Tribut und es fielen ihm zunehmend öfter die Augen zu. Nein, einschlafen durfte er nicht. Zu bedeutungsvoll war das, worauf er wartete, ja geradezu lauerte. Was würde werden, wenn sich sein Verdacht bestätigte?
[Fortsetzung folgt…]